Mein Jahr in China

Xinxin (anni's klassenkameradin) hat uns gestern zu sich nach Hause eingeladen. Es hiess "packt euer schlafzeug, wandertaugliche schuhe und warme sachen ein" und los gings...



um halb 10 wartete xinxin vorm mc donalds auf uns und zusammen fuhren wir in einem blauen bus zu ihr aufs land. dort angekommen ging's erst mal in einen winzigen laden essen einkaufen.

xinxin wohnt in einem typischen kleinen total "urischem" dorf, so aehnlich wie auch meine chin. omi wohnt. das haus bzw der hof ist total cool angelegt; man kommt durch ein tor rein (ringsum mauer), links sozusagen die "garage" (fahrrad, schubkarren und motorrad), geradeaus sind vier zimmer nebeinander (von rechts schlafzimmer der eltern, xinxins zimmer, wohnzimmer und auch gleichzeitig esszimmer, zimmer mit fernseher) daneben ist die kueche (ein kleines haeuschen), und ganz an der mauer das klo.
total suess, denn alle eingaenge gehen auf den hof und ganz links ist auch noch ein kleiner schacht wo man runter in die vorratskammer gehen kann. xinxin wollte die uns auch noch zeigen, aber da hab ich muffe gekriegt - bei dunkelheit nen total kleinen schacht runtersteigen, nee danke!



im wohnzimmer haben wir uns dann ans "jiaozi" machen gemacht (chin. variante von maultaschen). hat total spass gemacht auch wenn meine nicht wie jiaozi aussahen sondern mehr die form eines drachenrueckens annahmen...



danach hiess es unsere wandertaugliche schuhe auspacken und quer durchs dorf gings richtung berge.
xinxin wohnt naemlich in ner art tal umgeben von bergen, ziemlich nah an der chin. mauer, also ne wunderschoene gegend.
und hoch den berg, vorbei an einem hof an dem dieses fell hing... ich dacht ich seh nicht richtig!
da haengt ein hundefell!!! hilfe!!!



"xinxin, der hund war krank oder?!"
"nein, die haben den hund zum essen erledigt."
"hast du auch schon mal hund gegessen?"
"ja!"
"und wie hats geschmeckt?"
"naja, ganz gut!"

okay, schluck, das mussten wir dann erst mal verdauen...
weiter gings den berg hoch, oben picknick mit toller aussicht ueber das gesamte tal.

abends gab's dann schon wieder essen - hilfe!!! - tante, mama und oma haben fuer die auslaendischen gaeste ein riesen mahl zusammengestellt.
danach ging's mit dem kleinbus vom onkel 2.grades mit mama, tante, oma, cousine, onkel, nochmal ein onkel zu einer bruecke (fuehrt zur chin. mauer) die wegen chin. neujahr wunderbar mit neonlicht leuchtete.
zurueck nach hause - wir konnten uns vor kaelte und vollgefressenem bauch kaum noch bewegen und hofften endlich ins bett gehen zu duerfen - aber weit gefehlt! es ging zum onkel was weiss ich welchen grades der ein heimkaraoke hatte... und sogar ne cd mit tollen englischen hits wie "yesterday", "tears in heaven", "I just called to say I love you" und weiteren schmacht-songs... war also ganz lustig bis auf die kleinigkeit dass wir uns wie in zwangswesten fuehlten - so vollgefressen wie wir waren - und uns zu allem uebel die tanten, onkel etc. staendig was zu essen anboten...

gegen 10 "durften" die "kinder" dann nach hause gehen, schliesslich sahen wir muede aus.
zu viert schliefen wir in einem riesigen bett das nicht wie unsere betten aus matratze gemacht ist sondern aus so ner art bambus oder schilf und unten drunter ist irgendwas angemacht worden sodass das gesamte bett mollig warm war...
in langen unterhosen, wollsocken und pulli schluepften wir zu viert unter die decke, unsere mama hat uns noch was zu trinken gebracht, dann unsere decken festgesteckt, die kissen bequem hingelegt, das licht ausgemacht und dann hiess es schlafen...
kam mir vor wie wenn ich wieder in der grundschule bei einer freundin uebernachten wuerde... :-)

morgens gings dann erst mal zahnbuerste holen, raus auf den hof und ueber dem gras zaehne putzen. dann rein in einer kleinen schuessel nacheinander ein bisschen katzen waesche und dann gabs auch schon "fruehstueck": hotpot



das heisst man nehme einen topf, stelle ihn in die mitte des tisches, fuelle ihn mit wasser, mache es heiss und fuege nach belieben schaf-fleisch, pilze, suesskartoffel-nudeln und allerlei gemuese rein.
das fertig gekochte zeug fische man dann mit den staebchen heraus und tunke es in eine braeunliche sauce (nach belieben mit viel chili angemacht) die ein bisschen nach erdnussbutter schmeckt... hmmm...

so, das war unser kleiner ausflug aufs land.
achja zum abschied haben wir noch alle drei jeweils eine riesen tuete mit walnuessen vom eigenanbau geschenkt bekommen plus einer gluecks-kette von unserer gastmama. walnuesse sind hier in china mit das teuerste was man verschenken kann, deshalb war uns das alles andere als recht. aber was will man machen...

Fazit:

das leben auf dem land ist vollkommen anders, was aber nicht schlechter heisst, nur etwas weniger spiegel und etwas mehr braune fingernaegel

achja, und falls ihr irgendwann mal zu chinesen eingeladen werdet, dann esst am besten drei tage im voraus nichts - glaubt uns eins:
nach einem tag in der familie konnten wir nachts nicht mehr schlafen vor lauter bauchschmerzen und mussten die ganze zeit aufstossen vom vielen essen. (plus albtraeume...)
und das "schlimme" ist: in china darf man nicht "nein" sagen wenn einem was angeboten wird - immer schoen tapfer essen und laecheln, denn eine ablehnung ist wie ein schlag ins gesicht...